Durchflussglück
April
Es flutscht wieder! Fast schon lebendig sprudelnd drängt sich die Mischung unter der Erde korsettiert dem Zentralschacht entgegen, um dann erlöst im großen Abwasserkanal der Straße im gemeinen Mix aufzugehen.
Bis es soweit war, mussten wir an herzlichen Überraschungen vorbei und durch ein olfaktorisch tiefes Tal schreiten.
Erste Überraschung war die in der Duschwanne aufploppende gräulich-sandige Mischung. Fehlersuche gestartet, das Abflussrohr gefunden, vor dem Haus aufgebuddelt. Es entstand ein schöner breiter Schacht zum Arbeiten. Das Rohr, viel zu klein - wer verbaut so etwas – musste weg. Es saß stramm, also zur Akkuflex gegriffen und das Rohr aufgeschnitten.
Schwerer Fehler!
Bei Drehzahlen von mehreren tausend pro Minute wird die Plastikwand schnell durchtrennt und das in dem Rohr befindliche Verstopfungsmaterial auf den Beseitigenden - in diesem Fall mich - mit großer Treffsicherheit und einer gewissen Nachdrücklichkeit geschleudert. Die Schutzbrille hat Ärgstes verhindert. Nun schnell mit einer Handsäge die betroffenen Stellen gelöst, das alte Rohr entfernt und ab zu Zwischendusche und Klamottentausch.
Leider füllte sich in der Zwischenzeit der Schacht aus einem anderen Abzweig mit einem Medium, dessen Beschreibung hier sicherlich Naserümpfen hervorrufen würde. Nun - es musste weitergehen. Eimer geholt, den Schacht geleert und weiter ging es.
Anschlussstellen neu und in korrekten Dimensionen hergestellt, Verbindung hergestellt. Die Verstopfungssperre war beseitigt - hurra. Das Duschglück war ohne Rückfluss im Haus komplett!
Die Fachleute haben später nach Beschreibung der Konsistenz erörtert, dass es sich um Seifenstein handelte.
Leider währte das Glück nur kurze Zeit. Bei der nächsten Nachricht hieß es, dass der Rückfluss nun nicht mehr aus einer gräulichen Mischung bestand, sondern aus dem, was nun wirklich weg sollte. OK, daher die Schachtfüllung beim ersten Einsatz. Nun aber mediale Verstärkung angefordert, das Kamerateam kam, Rüssel ins Rohr, Live-Verfolgung auf dem Bildschirm. Es war wie der Verkehrsfunk, alles in Echtzeit - einen Schachtzusammenbruch entdeckt, der einfallende Sand hatte ein neuerliches Hindernis an anderer Stelle aufgebaut. OK, Handarbeit war gestern, die Baggercrew rückte an und wieder - alles freigelegt, Rohre ausgetauscht und einen zusätzlichen groß dimensionierten Revisionsschacht gesetzt; zuggebuddelt, durchgespült - alles schön.
Nun schraube ich ab und zu den Deckel des Schachtes auf und freue mich über die mir entgegenblickende Leere. Auch habe ich eine gewisse Bewunderung für die roten so genannten KG Rohre entwickelt, die das alles den ganzen Tag aushalten müssen, in absolut stoischem Gleichmut. Übrigens gibt es Schachtdeckel auch mit Motiven, mit kleiner Meerjungfrau oder dem Wappen Deiner nächsten Lieblingsgemeinde.
Wasser marsch!
So long
